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Kungsleden: Sälka nach Singi

Autor: Michael Fiukowski          🔘         Lesezeit: ~5 Minuten

12KM

4h

+50M/ -150M

Schwierig

Zelt


Kungsleden-Must-Have: Die Rentier-Käse-Tube

Wir wollen heute mehr schaffen als gestern, denn die acht Kilometer waren keine Glanzleistung gewesen, wenngleich uns das Wetter auch echt zu schaffen gemacht hat. Der Tag beginnt, wie in Alesjaure, mit blauem Himmel und so brechen wir, als einer der Ersten, hochmotiviert von der Sälka STF-Hütte auf. 

 

Nach ein paar Kilometern machen wir an einer unbewirtschafteten Hütte halt. Eine Art Notunterkunft (Shelter/Refugi), denn sie ist nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Zum Interior gehören ein Kamin, ein Tisch & eine Sitzbank.  Wir machen hier eine kurze Rast und stärken uns bei salzigen Crackern mit Rentier-Käse-Creme aus der Tube. Als wir aus dem Fenster schauen, ziehen bedrohlich dunkle Wolken in der Ferne auf.

Wir brechen auf, denn wir wollen, nachdem wir die dunklen Wolkenberge gesehen haben, schnellstens Singi erreichen. Manchmal scheint die Sonne durch die dicke Wolkendecke hindurch und erleuchtet kleine Flecken am Boden mit voller Kraft. Die Farben wirken so unnatürlich, dass wir oftmals mit offenen Mündern da stehen. Auf dem weichen Boden sind frisch eingedrückte Spuren von Rentieren zu erkennen und tatsächlich sehen wir vor uns, in nicht allzu großer Entfernung, eine große Herde. 

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" Ich pirsche mich langsam an die Herde heran. 'Wieso habe ich kein Tele(objektiv) bei. Verdammte Sch****!' Bei jedem Schritt gehe ich immer gekrümmter und bleibe plötzlich stehen, als die Rentiere mich angucken. Sie schauen weg und ich pirsche mich weiter an sie heran. Mein Herz rast. Als würde eines der Rentiere mein Herzrasen wahrnehmen, wird es unruhig, alarmiert damit die anderen und setzt die Herde in Gang. "

Ist hier jemand?

Wir sind überrascht, wie schnell wir die Singi-Hütte erreichen. Es macht nicht gerade den Anschein, dass hier irgendjemand anzutreffen ist und wir beschließen weiter zu gehen. Bis jetzt hat es nicht geregnet, auch wenn es, wie vorhin an der Nothütte, danach aussieht, als würde es jeden Moment losgehen. Außerdem schmälern die Hüttenübernachtungen stärker als gedacht das Portemonnaie. Unsere Sachen sind noch alle trocken und wir haben üppig Zeit, bis es dunkel wird. Hej då Singi!

Im Land der 1000 Flüsse & Abenteuer

Es geht weiter den Pass hinauf, direkt in die Wolken rein. Wenn Sarah 100m vor mir läuft, verschwindet sie darin. Wir halten langsam Ausschau nach einer geeigneten Stelle für das Zelt.

Links von uns donnern die Wasserfälle ungebremst hinunter. Durch den tagelangen Regen sind die Bäche übergetreten und erschweren uns den Weg. Die Strömung ist nicht so stark, dass sie einen umreißt, doch sie ist stark genug, dass man schnell das Gleichgewicht verlieren kann. Fast täglich überqueren wir Bäche & Flüsse, die teilweise bis zu 100m breit sind. Diese natürlichen Hindernisse sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor für unser langsames Vorankommen. Nicht, dass wir es eilig hätten, aber es ist einerseits hinderlich, andererseits ein kleines Abenteuer.

Takeshis Castle: Wasserüberquerung

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" Es kommt mir leicht vor wie bei Takeshis Castle, da wir bei der Überquerung des reißendes Baches die richtigen Steine treffen müssen. Darum ist die Stimmung sehr angespannt. 'Hier ist bestimmt irgendwo ein Weg rüber! Guck doch einfach mal, wo du denkst, dass du es schaffen kannst?!' Wenn es um eine Überquerung eines Baches oder Flusses geht, schaue ich für Sarah immer gleich mit, denn sie hat nicht so eine Schrittweite wie ich. Es gibt eine moderate Stelle und ich gehe rüber, doch Sarah blockt ab und ruft mir zu: 'Ich schaffe das nicht! Die Steine sind viel zu weit auseinander und zu wackelig!!' Ich schmeiße ihr leicht angepisst, da sie mir und sich selbst in der Sache nicht vertraut, die Wanderstöcker hinüber und zusätzlich noch ein paar große Steine ins Wasser. Sie schafft es unbeschadet über den reißenden Bach. "

Schlimmer geht's Nimmer? Denkste!

Wir treffen unerwartet auf einige größere Gruppierungen von Wanderern, die aus der anderen Richtung kommen. Es ist super ungewohnt, wenn man für eine gewisse Zeit relativ einsam wandert und dann auf so viele Menschen trifft. Ein paar Stunden von der Singi-STF-Hütte entfernt, errichten wir unser Nachtlager. Es ist kurz nach Mittag und eine ungewohnte, aber perfekte Zeit, um jetzt ein Zelt aufzubauen, denn keine 30 Minuten später fängt es an zu regnen. Es sind nicht die Wolken, die ihre Partikel am Zelt lassen, sondern große Regentropfen. Ich habe das Zelt an jeder Ecke gut abgespannt, so dass das Wasser ordentlich abfließen kann.

" Das Kartenspiel war die beste Investition für unsere Reise. Micha und ich spielen einige Stunden Mau Mau und haben richtig Spaß dabei. Draußen stürmt und regnet es mal wieder. Um so gemütlicher ist es im Zelt, eingekuschelt im warmen Schlafsack. Ich genieße die Zeit zu zweit sehr! "

Die kommenden 14 Stunden wird es ununterbrochen durchregnen. Glücklicherweise haben wir uns in Abisko an der Fjällstation ein Kartenspiel gekauft, um uns die Zeit zu vertreiben. Hunger will nicht aufkommen und so lassen wir das Abendessen weg. Wir schlafen ein, wachen auf, schlafen ein, bis wir im Land der Träume sind. Weit weg von diesen miesem Wetter da draußen.

Platz 2 beim Norr-Magazin Gewinnspiel

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