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Kungsleden: Tarfala nach Nikkaluokta

Autor: Michael Fiukowski          🔘         Lesezeit: ~4 Minuten

19KM

5-6h

-250M

Leicht

Zelt


Die letzte Hoffnung stirbt zuletzt

Es ist unser letzter Tag auf dem Kungsleden. Auf der einen Seite sind wir froh, dass die Strapazen der letzten Tage hinter uns liegen. Der ständige Wechsel von Regen & Wind hat an unser Kraft & Moral gezehrt. Sarah hat sich seit Beginn der Tour mit einer Erkältung durchgeschlagen. 

" Die Nacht ist super ungemütlich und ich frage mich wirklich, wie Sarah es die letzten Tage in dem Schlafsack ausgehalten hat. Ich schaue immer wieder auf die Uhr und höre wie das Zelt im Wind flattert. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Ich stehe kurz vor dem Punkt zu leicht zu frieren und bin gleichermaßen froh zwei Unterhosen & trockene Socken anzuhaben. Gemütlich geht trotzdem anders. Egal, Hauptsache Sarah kann gut schlafen und ich bin wirklich froh, dass sie die ganze Zeit durchschläft. Bei mir kommt darum auch kein Neid auf. Sarah soll es einfach nur gut gehen. "

Die Berge sind mit frischem Raureif überzogen, als wir unsere Blicke das erste Mal auf das Gebirge richten. Wir bauen unser Traumlager ab, gehen die letzten 19km und werden mit jedem Schritt wehmütiger.  Gut, dass der Abschnitt mit knapp 120km nur ein Viertel des gesamten Kungsleden ausmacht und es für uns weiterhin viel zu entdecken geben wird. Seit Beginn der Reise freuen wir uns auf LapDonalds. Hier soll es die besten Outdoor-Rentierburger geben. Als wir ankommen, überkommt uns die traurige Gewissheit. Der LapDonalds ist seit ein paar Tagen zu, weil wir die Hauptsaison verpasst haben. Wir sind schlechte Nachrichten gewöhnt, sind kurz niedergeschmettert, trauern eine Weile und gehen dann weiter. Vorher verabschieden wir uns zum fünften Mal von Elroy & Arjen. 

Fliessender Strom

Die Zeichen der Zivilisation sind unverkennbar. Erste Stromleitungen fügen sich unwirklich in das Landschaftsbild ein. Spätestens hier hört das wilde Skandinavien auf. Der Baumbewuchs wird immer dichter und man hat das Gefühl wieder am Anfang zu sein. Der Weg bis nach Nikkaluokta läuft sich super entspannt und wir machen abseits des Weges ausgediegene Pausen. Scharen von Wanderern kommen uns mittlerweile entgegen. Einige scheinen komplett orientierungslos zu sein und fragen nach dem Weg zur Kebnekaise-Fjällstation. Dabei gibt es unserer Ansicht nach nur den einen Weg.

WIR SIND EIN TEIL DES FJÄLLS GEWORDEN. EIN TEIL DER NATUR. EIN TEIL SCHWEDENS. EIN TEIL DIESER SAGENHAFTEN WELT.

" In Nikkaluokta betreten wir den Souvenirladen. Ich bin auf der Suche nach wichtige Utensilien: Taschentücher und Lippenbalsam. Seit dem ich mich am zweiten Tag erkältet habe, sind mir unterwegs die Taschentücher ausgegangen, was weniger schön ist. Abends habe ich immer versucht meine zwei Taschentücher so gut es geht zu trocknen (Adé Hygiene). Ich sehe die Taschentücher bereits und stürme wie ein Kind hin. Daneben steht auch noch das Lippenbalsam. Ich bin überglücklich über diese Kleinigkeiten. "

Kurz darauf erreichen wir das Tor zu Nikkaluokta. Wir haben es geschafft! Wir freuen uns nicht wirklich und sind letztendlich doch traurig, dass es vorbei ist. Wir schlagen in der Nähe des offiziellen Zeltplatzes kostenlos unser Lager auf. Hier in Nikkaluokta gönnen wir uns belegte Sandwiches, Kaffee und Eis am Stiel. Sarah und Ich beschließen am Abend im Restaurant zu essen. Ein Abschluss für den Gaumen soll es werden. Dabei treffen wir auf die deutschen Österreicher, die in Schweden leben, setzen uns zusammen an einen Tisch & lassen die Tour bei Elch & Rentiergulasch Revue passieren. Wir schwelgen schon jetzt in Erinnerung und merken trotz der Strapazen, dass das Gute im Gedächtnis bleiben wird.



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