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Kungsleden: Tjäktja nach Sälka

Autor: Michael Fiukowski          🔘         Lesezeit: ~4 Minuten

12KM

2-3h

-150M

Schwierig


Im Norden nichts neues

Die Nacht über gibt es vereinzelte Regenschauer, doch glücklicherweise ist das Zelt am Morgen trocken. Wir bauen es zum richtigen Zeitpunkt ab, denn einige Momente später setzt der Regen wieder ein. Tiefdunkle Wolken hängen in den Bergen fest und der Wind weht unnachlässig von vorne, bläst die teilweise hunderte Meter entfernten Wolken aus dem Gebirge direkt in unsere Gesichter.

" Kaum sind wir los gelaufen, da sehen wir auch schon die ersten Wanderer. Die Belgier sind uns auf den Versen. Es dauert nicht lange, bis sie uns überholen. Erst bin ich genervt, aber das legt sich schnell, denn die Belgier motivieren mich im schnellen Schritt mitzuhalten. "

Uns kommen Wanderer aus Sälka entgegen. Ihre Wanderhosen sind klitschnass und die Schuhe komplett durchnässt. Sarahs Motivation sinkt bei diesem Anblick noch schneller als meine, denn sie plagt sich noch immer mit ihrem Schnupfen ab. Wir beschliessen, den Umständen entsprechend und Sarahs Gesundheit wegen, keine weitere Nacht im Zelt zu verbringen. Wenn man seit 3 Tagen mit heftigem Regen und Sturmböen konfrontiert ist, ist die Zeltromantik so ziemlich dahin.

" Die Sonne könnte sich echt mal blicken lassen. So schön es hier auch ist, es nervt schon langsam ab mit dem Regen. Nie kann man mal pausieren und die Landschaft geniessen. Meine Klamotten sind auch klitschnass. Ich bin froh, dass die Füße trocken sind, aber meine Hände fühlen sich steif an und sind rot angelaufen. "

Wir wandern über weite Areale, die ohne die Holzbohlen nicht passierbar wären. Die gesamte Fläche ist ein Moorgebiet und schwimmt förmlich im Wasser. Es regnet so heftig, dass ich die Kamera die gesamte Etappe über im Rucksack lasse. Nach 2-3 Stunden sehen wir zum Glück die nächste Hütte in Sälka und hoffen, dass sie nicht ausgebucht ist.

Nützliches Wissen

Bei schlechtem Wetter zieht man als Wanderer/Wanderin schnell die Arschkarte, wenn man in einer Hütte übernachten will. Nach dem Prinzip: "Wer zuerst kommt, malt zuerst", kann man Pech haben und wird dazu genötigt weiter zu ziehen. Die Hüttenwirte und -wirtinnen sind immer darum bemüht einen Schlafplatz im Trockenen zu organisieren. Wir haben dennoch immer wieder Zelte gesehen, die bei diesen widrigen, unangenehmen Bedingungen direkt in der Nähe von den STF-Hütten aufgebaut waren, weil die Hütten komplett belegt waren.

Der Funken Hoffnung

Es sind nur noch 1-2 km bis zur Hütte. Hinter uns breitet sich das Tal mit intensiven Gelb- und Rottönen aus. Wie prachtvoll es wohl leuchten würde, wenn die Sonne darauf scheint? Sarah verschwendet in ihrem Zustand keinen Gedanken daran und schließt auf. Auf den letzten Metern bis zur Hütte, gehen wir parallel zu einem Fluss und überqueren eine kleine Brücke. Wir haben die STF-Unterkunft von Sälka erreicht und informieren uns über das Wetter. Es sieht weiterhin nicht gut aus, doch der Regen soll in den nächsten Tagen deutlich weniger werden. Der Wind hingegen bleibt mit bis zu 45-60 km/h unangenehm. Wir buchen eine Nacht im 6-Bett-Zimmer und decken uns mit Schokolade, Salami und Cola ein. Nervennahrung ist Abends sowohl für Sarah, als auch für mich die beste Medizin. Ich befeuer den Ofen mit zwei Holzscheiten. Nach wenigen Minuten herrschen hier gefühlt 30°C. Das schwedische Pärchen nach uns reißt sofort die Fenster auf.

Zwischen defekten bremsen & Ja-Wort am Berg

Aus unserer Hütte sitzen am Abend alle beisammen. Es gibt einen älteren Mann, den wir ab und zu in einer STF-Hütte antreffen. Er scheint an einer Geschichte zu schreiben, denn er ist mit nichts anderem beschäftigt und lässt sich auch nicht stören. Gegenüber von uns sitzt ein älteres Pärchen aus Deutschland, Österreich oder Schweden. Wir haben keine Ahnung, aber was wir wissen ist, dass sie leidenschaftliche Weltenbummler sind. Sie haben sich auf einem Berg das Ja-Wort gegeben; sind auf dem Kungsleden gewandert, wo er noch nicht so kommerziell war; oder fuhren mit einem skandinavischen Bus mit, dessen Bremsen schlichtweg versagten. Es ist schön, solchen Geschichten am Abend zu lauschen.

" In der Hütte haben wir die Gelegenheit uns über die letzten Tage auszutauschen.Und genau das ist das tolle an Hüttenübernachtungen. Wir treffen hier auf sehr interessante Wanderer und inspirieren uns bei den Gesprächen gegenseitig für neue Abenteuer. "

DER TROPFEN AUF DEM HEISSSEN STEIn

" Ich mache mich auf den Weg in die Sauna, denn zum Glück gibt es hier eine direkt am Fluss. Die Saunagänge sind so erholend für mich. Die erfrischende Abkühlung im Fluss ist wie immer sehr wohltuend. Beim dritten Saunagang übertreiben es die schwedischen Männer aber etwas und machen einen Aufguss, der mir für viele Sekunden den Atem nimmt. Ich bin zwar ein Freund von Aufgüssen, doch der war zu doll. Ich mache mich bei 4°C halbnackt auf den Weg zur Hütte und lege mich ins Bett. Sarah & Ich schlafen schnell ein, damit unsere Energiereserven für Morgen aufgetankt sind. Hoffentlich stört die Anderen meine Schnarcherei nicht. "

Geruhsamer Schlaf

Wer sich mit mehreren Leuten ein Zimmer oder Zelt teilt und dessen Schnarchgewohnheiten nicht kennt, der stattet sich lieber mit Ohrstöpseln aus. Denn nichts ist schlimmer, als die ganze Nacht halbwach da zu liegen und extrem verkatert und ohne Energie den nächsten Morgen zu begrüßen.



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