Autor: Michael Fiukowski 🔘 Lesezeit: ~8 Minuten 🔘 Zeitraum: 20. - 24. Juni (Sønderjylland)
In Kooperation mit dem NORR-Magazin, den Touristenverbänden von VisitSønderjylland und VisitFyn durften Sarah und Ich im Sommer 2018 mit dem Fahrrad den Süden Dänemarks erkunden. Wie ihr aus den Namen der Verbände schon annehmen könnt, ging es nach Sønderjylland und auf die drittgrößte Insel Dänemarks namens Fyn, die auch liebevoll Märcheninsel genannt wird.
20. Juni 2018
Komm ich jetzt ins Fernsehen?
Noch bevor es überhaupt losgeht, sind Sarah & Ich schon super aufgeregt. Draußen filmt uns ein Kameramann, wie wir gerade mit unseren Fahrrädern in den IC einsteigen. Ein Reporter vom ARD begleitet ihn und ich versuche, nicht im schmalen Eingangsbereich des Waggons samt Rad hängenzubleiben. Kurz nachdem ich die Räder mühevoll in die engen Aufhängungen gehievt habe, soll ich es für die Kamera noch einmal tun und werde befragt. Aufgeregt spreche ich direkt in die Kameralinse, anstatt dabei den Reporter anzugucken. Dementsprechend wurde ich im Finalen Beitrag rausgeschnitten.
Los geht´s!
Die Wolken hängen tief über Flensburg, als Sarah und Ich am Hauptbahnhof ankommen und unsere erste große, gemeinsame Radtour starten. Der Wind bläst uns zum Glück kräftig in den Rücken und erleichtert den Beginn einer wunderschönen Tour auf dem nationalen Radweg N8 über Sønderjylland und Fyn.
Zwischen Wiesen, Internierungslager und Industriegelände
Auf dem Ochsenweg rollen wir eher unspektakulär nach Dänemark über. Neben uns sind Fernfahrer mit ihren schweren Lkws neben einem riesigen Industriegebiet unterwegs. An der Grenze eher trostlos ist es dahinter schon viel ruhiger. Wir fahren auf einer wunderschön geführten Fahrradstrecke zwischen ausgedehnten Feldern und Wiesen entlang. Es ist oftmals so still, dass nur das Surren der Reifen auf dem Asphalt zu hören ist. Als wir das wohl am besten erhaltene Internierungslager Europas in der Nähe von Padborg durchqueren, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass in Sarah und Mir ein komisches Gefühl aufkommt.
Die schlechteste Bolognese aller Zeiten
Am Abend erreichen wir die erste Unterkunft (Fjordlyst) und sind froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Der Regen setzt rasch ein und die Tropfen bilden kleine Rinnsale am Fenster. Nach einer erfrischenden Dusche fahren wir mit unseren Drahteseln hinunter ans Meer, bis wir an eine Küstenstraße entlang kommen, die trotz des Schietwetters ein kleines Highlight ist. Nach der wohl schlechtesten Spaghetti Bolognese aller Zeiten, bei einem Italiener in der Stadt, schlendern wir gemütlich durch die verwinkelten Gassen, bis wir wieder, ankämpfend gegen starke Windböen und den Anstieg zur Unterkunft hinauf, zurückfahren. Wir fallen tot ins Bett.
21. Juni 2018
SPIDER MAN + Affe = Ich im Kletterpark
Heute geht es hoch hinaus! Auf, Auf zum Kletterpark (High Park), der nur 15 km, vom heutigen Startpunkt entfernt, auf unserer Strecke liegt. Die Wettervorhersage für heute sagt schweren Regen über mehrere Stunden voraus. Es geht für mich als Neuling auf einen abwechslungsreichen Parcours. Viele Passagen sind auch für einen Anfänger kinderleicht. Andere hingegen haben es in sich und es benötigt Kraft, Ausdauer und Geschick. Genau die Herausforderungen, die ich brauche! Perfekt! Für mich schon ein kleines Abenteuer! Nach 2 Stunden Spaß, Anstrengung und Absolvierung des zweitschwersten Kurses, zittern meine Muskeln. Zeit für eine Stärkung! Auch für Sarah, denn die widrigen Wetterumstände haben ihr die gesamte Zeit über ordentlich zugesetzt.
Der Dänische Dürüm
Als Stärkung gibt es nebenan super leckeren Pfannkuchen im Pandekagehus. Dieses ist rustikal und gemütlich eingerichtet. Es ist zwar mollig warm, doch umso mehr freue ich mich auf die heiße Schokolade mit Sahne und Schokoladenstreusel obendrauf, weil wir doch recht durchgefroren sind. Alleine schon beim Gedanken daran wird mir warm. Dann kommt die Hauptspeise und Spezialität des Hauses, wovon Sarah & Ich noch heute schwärmen. Der Pfannkuchen ist gefüllt mit frischem Salat, Rinder Gehacktes und deliziösem Dressing. Genau das Richtige für uns, nach so einem ereignisreichen Tag.
Wetter wie Gefühle im ständigen Wechsel
Es regnet so stark, dass wir kaum die Augen offen halten können. Die Schutzbleche am Fahrrad können die enormen Wassermassen nicht davon abhalten, unsere Schuhe komplett zu durchnässen. Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Nur wenige Minuten machen wir an einen der vielen, kleinen Häfen halt, als es plötzlich aufklart. Wir durchqueren Wälder, kleine Dorfgemeinschaften, fahren entlang der Küste. Es gibt nur wenige Abschnitte, die über sandigen, unbefestigten Waldboden führen. Sønderjylland hält also was es Radfahrern verspricht.
Wir sind abends froh, als wir in einer Holzhütte in Haderslev direkt an einem See übernachten dürfen (Danhostel). Als wir aus dem Fenster schauen ist es beängstigend dunkel. Die Bäume biegen sich unter dem gewaltigen Sturm, der über uns hinweg fegt. Wir sind froh, nicht draußen unterwegs zu sein und genießen unser kühles Bier in der sicheren Holzhütte.
23. Juni 2018
Spritztour auf dem Meer
Ich bin ein großer Kajak-Fan und kurz, nachdem wir die Unterkunft Iller Slot in Broager erreicht haben, wird uns spontan eine Kajaktour direkt in der Flensburger Bucht angeboten. Nach dieser erfreulichen Nachricht werden wir abgeholt und fahren mit unserem Kajak Guide von Flensborg Fjord Kajakudlejning rauf aufs offene Meer. Bin ich ruhige und schmale Flüsse gewohnt, ist das hier was ganz anderes. Der Wellengang ist zwar mäßig und ich gebe sofort mein Bestes, auch um bei Sarah anzugeben, doch das rächt sich nach nur 20 Minuten Fahrt mit dem Kajak. Bei der Rücktour peitschen die Wellen frontal gegen das Kajak. Aufgewirbeltes Wasser spritzt mir abermals ins Gesicht und behindert meine Sicht. Ich manövriere mit dem Heckruder und spare mir zum Glück die zusätzliche Energie, die ich für das Paddeln zurück bitter benötige. Sichtlich erschöpft erreiche ich flaches Gewässer und gönne mir eine kurze Verschnaufpause. Was uns am Strand auffällt, sind die großen Holzhaufen, die zusammengetragen wurden.
Sankt Hans & Brennende Hexen
An vielen Stränden Dänemarks brennt es heute lichterloh. Was wie Endzeitstimmung klingt, ist in Wirklichkeit ein großes Fest, was alljährlich in Dänemark am 23. Juni weiträumig gefeiert wird: Sankt Hans Aften. Jedes Jahr versammeln sich generationenübergreifend die Leute aus der Dorfgemeinschaft. Es wird zusammen gesungen, getrunken und dem Spektakel zugeschaut, selbst, wenn es wie aus Eimern regnet. Ein älterer Mann, der etwas dem preußischen Kaiser Wilhelm II. ähnelt, hält mit tiefen, ernsten Blick eine Rede.
Als das Feuer entzündet wird, sind wir hautnah dabei, wie eine menschenähnliche Stoffpuppe, die eine Hexe darstellen soll, sekundenschnell im Flammenmeer versinkt. Nach einer Stunde ist der ganze
Spuk vorbei und, vielleicht aufgrund des Wetters, fliehen die Leute zurück in ihre Häuser, was wir ihnen Gleichtun.
Nach dem einmaligen Erlebnis zu Sankt Hans, fahren wir heute auf Schotter und Asphalt direkt an der Küste entlang. Wir genießen den Ausblick aufs Meer und sehen wie die Segelschiffe vom Wind getrieben werden. Wir fahren durch Wälder hindurch, die anmuten wie der populäre Gespensterwald in Nienhagen und genießen den Blick auf das offene Meer.
Man könnte behaupten, dass der Süden Dänemarks nur aus Kirchen, sanft geschwungenen Hügeln, einigen prunkvollen Schlössern und Hotdogs besteht. Schaut man aber genau hin, entdeckt man die vielen Details, die uns so verzaubert haben. Seien es die freundlich, aufgeschlossenen Menschen, die vielen Hofläden, blühende Felder und besonders die befreiende Nähe zum Meer.
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